Die wissenschaftliche Multiversumstheorie ist eine Idee, die besagt, dass unser Universum nicht das einzige ist, das existiert, sondern Teil einer riesigen Sammlung oder Gruppe von Universen, die man als Multiversum bezeichnet.
Es ist wichtig zu verstehen, dass dies bisher eine theoretische Annahme ist. Es gibt keine direkten Beweise dafür, aber einige physikalische Theorien und Beobachtungen deuten darauf hin, dass es plausibel sein könnte.
Es gibt nicht die eine Multiversumstheorie, sondern verschiedene Modelle, die sich aus unterschiedlichen Bereichen der Physik ergeben.
Das inflationäre Multiversum (Level I):
Dieses Modell kommt aus der Kosmologie und der Theorie der kosmischen Inflation,
die die rasante
Ausdehnung des frühen Universums erklärt. Laut dieser Theorie, die von den meisten Kosmologen
akzeptiert wird, dehnt sich die Raumzeit auch heute noch aus und erschafft ständig neue
"Blasenuniversen", die voneinander isoliert sind. Die physikalischen Gesetze in diesen Universen
wären die gleichen wie in unserem, aber sie könnten unterschiedliche Anfangsbedingungen haben.
Das Quanten-Multiversum (Level III):
Die Quantenmechanik besagt, dass Teilchen gleichzeitig in mehreren möglichen
Zuständen existieren,
bis sie beobachtet werden. Die Viele-Welten-Interpretation dieser Theorie geht davon aus, dass bei
jeder quantenmechanischen Messung oder Entscheidung das Universum in all seine möglichen Ausgänge
aufgespalten wird. In jeder dieser parallel existierenden "Welten" ereignet sich ein anderes
Ergebnis.
Das Brane-Multiversum (Level II):
Dieses Konzept stammt aus der Stringtheorie. Es besagt, dass unser Universum eine
"Bran" (eine
Abkürzung für Membrane) ist, die in einem höherdimensionalen Raum, dem "Bulk", schwebt. Es könnte
unendlich viele solcher Brans geben, die wie Blätter in einem Buch parallel zueinander existieren.
Wenn zwei dieser Brans kollidieren, könnte dies den Urknall auslösen und ein neues Universum
erschaffen.
Die Multiversumstheorie könnte einige der größten Rätsel der modernen Physik lösen, insbesondere das der Feinabstimmung des Universums. Die Tatsache, dass die fundamentalen Naturkonstanten (wie die Stärke der Gravitation oder die Masse des Protons) genau die richtigen Werte haben, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen, wird oft als unwahrscheinlich angesehen.
Die Multiversumstheorie bietet eine mögliche Erklärung: Wenn es eine unendliche Anzahl von Universen mit zufällig unterschiedlichen physikalischen Gesetzen gibt, ist es statistisch unvermeidlich, dass es mindestens ein Universum geben muss, in dem die Bedingungen für Leben perfekt sind. Wir leben in diesem einen Universum, weil wir nur hier existieren können. Das würde die Feinabstimmung zu einem statistischen Ergebnis und nicht zu einem wundersamen Zufall machen.
Die Multiversumstheorie bleibt jedoch spekulativ, solange sie nicht durch direkte Beobachtungen oder experimentelle Beweise gestützt wird.
Das Multiversum ist keine einzelne Theorie, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Hypothesen in der Physik und Kosmologie, die vorschlagen, dass es neben unserem eigenen Universum noch andere Universen gibt.
Die bekannteste Klassifizierung stammt vom Physiker Max Tegmark. Er unterteilt die Multiversum-Theorien in vier "Ebenen", von denen jede auf unterschiedlichen physikalischen Konzepten beruht.
Ebene I: Das unendliche Multiversum
Diese Theorie ist die direkteste und am wenigsten spekulative. Sie basiert auf der Annahme, dass der
Raum unendlich groß ist und Materie in ihm gleichmäßig verteilt ist. Da die Anzahl der möglichen
Konfigurationen von Teilchen endlich ist, muss sich eine bestimmte Anordnung – wie die, die unser
Universum darstellt – irgendwann wiederholen. Weit, weit entfernt könnten also identische Kopien von
Ihnen und unserem Planeten existieren.
Ebene II: Das Blasen-Universum):
Diese Theorie entstammt der Idee der ewigen Inflation. Die Inflation ist eine Phase
der extrem schnellen Expansion, die kurz nach dem Urknall stattfand. Die Theorie besagt, dass die
Inflation niemals endete und stattdessen in "Blasen" oder "Taschen" von Universen aufhört. Jede
dieser Blasen könnte eigene physikalische Gesetze, Dimensionen und Naturkonstanten haben. Unser
Universum wäre demnach nur eine Blase in einem größeren, expandierenden Ozean.
Ebene III: Das Quanten-Multiversum
Diese Theorie, auch bekannt als die Viele-Welten-Interpretation, stammt aus der
Quantenmechanik. Sie besagt, dass bei jeder quantenphysikalischen Messung, bei der es mehrere
mögliche Ergebnisse gibt, das Universum in eine entsprechende Anzahl von Paralleluniversen
aufgespalten wird. In jedem dieser Universen tritt ein anderes Ergebnis ein. Das bedeutet, es gibt
ein Universum, in dem Sie diese Zeilen lesen, und ein anderes, in dem Sie sich dafür entschieden
haben, etwas ganz anderes zu tun.
Ebene IV: Das mathematische Multiversum
Dies ist die spekulativste und abstrakteste Theorie. Sie besagt, dass alle mathematisch möglichen
Universen real sind. Nach dieser Theorie ist die physikalische Realität an sich nur eine
mathematische Struktur. Da die menschliche Mathematik eine perfekte Sprache ist, um das Universum zu
beschreiben, muss jede mathematische Struktur, die ein Universum beschreiben kann, auch real sein.
Alle diese Theorien sind derzeit nicht wissenschaftlich beweisbar, da es keine Möglichkeit gibt, über unser Universum hinauszuschauen. Sie bleiben ein faszinierendes Thema der theoretischen Physik.